Die Oscarnacht 2013

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Die jährliche Pflichtveranstaltung für jeden Filmnerd und Kinoliebhaber war in meinen Augen wieder einmal grandios. Hatte mich letztes Jahr das farblose Aneinanderreihen der Kategorien und der nicht vorhandene Witz der Moderatoren (sorry Anne Hathaway) so sehr verärgert, das ich die Nachtsession dieses Jahr fast boykottiert hätte, so war endlich mal wieder alles stimmig. Unter dem Motto „Musical“ wurde mit vielen Tanz- und Gesangseinlagen wieder mal gezeigt, wie eine richtig edle Preisverleihung aussehen kann!
Nach dem kläglichen Versuch um 23 Uhr noch eine Stunde zu schlafen, musste die kalte Dusche dem Körper wieder auf die Beine helfen. Um halb Eins trafen die Mitstreiter Marcel und Peter ein, mit Essen, kaltem Guiness und kubanischem Rum. Beamer und Rechner für die Aufzeichung wurden gestartet und während der „Red Carpet“-Vorberichterstattung erstmal lecker Chinesisch gemampft. Um 2.30 Uhr Ortszeit konnte es dann los gehen.
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What a wonderfull Night for Oscar!

Kurz nach halb 2 morgens betritt ein strahlender Seth MacFarlane die Bühne und eröffnet die Oscar-Show mit für Ihn doch zurückhaltenden Witzchen. Dem Schöpfer von American Dad, Family Guy und dem Kinofilm Ted hätte ich (wenn man seine Machwerke kennt) schlimmeres zugetraut. Doch gegen meine Erwartungshaltung konnte MacFarlane über den ganzen Abend relativ seriös überzeugen.
 
 

From second left, actors Joseph Gordon-Levitt, Seth MacFarlane and Daniel Radcliffe perform onstage during the Oscars at the Dolby Theatre on Sunday Feb. 24, 2013, in Los Angeles. (Photo by Chris Pizzello/Invision/AP)
From second left, actors Joseph Gordon-Levitt, Seth MacFarlane and Daniel Radcliffe perform onstage during the Oscars at the Dolby Theatre on Sunday Feb. 24, 2013, in Los Angeles. (Photo by Chris Pizzello/Invision/AP)

Unterbrochen von einem „aus der Zukunft ange(g)reisten Kapitän „William Shatner“ Kirk musste sich Farlane dann auch erst mal zukünftige gute Kritik erarbeiten. Selbstironie könnte sein zweiter Vorname sein – schließlich wurde im Vorfeld genug über den unpassenden Witz vom Moderator gewettert. Nach einer schicken Tanzeinlage war es dann auch so weit. MacFarlane singt ein Lied über die Brüste der anwesenden Schauspielerinnengarde – und in welchen Filmen selbige blank gezogen haben. Er konnte doch nicht ganz ohne eine Spitze auskommen.
Im Nachgang habe ich jetzt gelesen, das Charlize Theron „not amused“ war und auf eine Einblendung verwiesen, wo sie tatsächlich angestunken wegsieht. Wer die Show allerdings gesehen hat, wird sich fragen, warum sie eine Minute später auf der Bühne eine klasse Tanznummer abzieht – freudestrahlend. Wie immer scheint da ein Klugscheißer nicht genau hingesehen zu haben – es war nur eine vorbereitete Einblendung.
Nach ein paar Minuten konnten Publikum und Veranstalter dann erleichtert aufatmen – der Moderator hatte zu krasse Scherzchen ausgelassen und die Show würdig – mit etwas mehr Pfiff als gewohnt – eröffnet.
OscWaltzKurz vor Drei ist das erste Mal aufatmen angesagt: Christoph Waltz gewinnt als bester Nebendarsteller und bedankt sich mit Diener. Seinen ehrlichen Stolz merkt man ihm an und das macht ihn umso sympathischer.
Nach dem „animierter Kurzfilm“-Oscar für Paperman gewinnt „MERIDA“ als bester Animationsfilm. Brenda Chapman und Mark Andrews (im Kilt) nehmen die Trophäe entgegen und werden sie neben die anderen PIXAR-Oscars aufreihen.
Gegen viertel Vier gehen die Oscars für Kamera und beste Effekte an „Life of Pi“ – Die (zu lange) Dankesrede von Claudio Miranda wird durch Musik und das Ausschalten des Mikrofons abgebrochen.
Ein Scherz von MacFarlane endet damit, das er Clooney ein Wiskeyfläschchen zu wirft und dieser es auch prompt öffnet.
Der Kostümpreis geht an „Anna Karenina“, der Preis für´s Make-up an „Les Miserables“.
Kurz vor halb Vier singt Shirley Basset mit über 70 Jahren „Goldfinger“. Sie sieht toll aus und hat eine überraschend fette Stimme. Respekt. Dazu feiert Hollywood „50 Jahre James Bond“ mit einem Einspieler, den man für eine Verleihung dieser Größenordnung allerdings hätte besser machen können.
Nach den Oscars für den besten Kurzfilm (Curfew), den besten Doku-Kurzfilm (Inocente) und dem besten Dokumentarfilm (Searching vor Sogar Man) geht der nächste Oscar nach Österreich. Michael Haneke gewinnt mit „Liebe“ den Preis für den besten fremdsprachigen Film des Jahres 2012.
Kurz nach Vier werden live durch Stücke aus den Musical-Filmen „CHICAGO“ (von Catherine Zeta-Jones kräftig intoniert) und „DREAMGIRLS“ (Jennifer Hudson richtig geil) die Leute auf eine Darbietung des „Les Miserables“-Casts vorbereitet. Allen Unkenrufen was daran gut oder schlecht gewesen sein soll, möchte ich sagen – es war super gemacht und sollte so erstmal live dargeboten werden. Ich finde man kann es mit Kritik auf höchstem Niveau auch übertreiben. Hugh Jackmann, Anne Hathaway, Rüssel Crowe, Amanda Seyfried und wie sie alle hießen – gaben ihr bestes und wurde mit stürmischen Standing Ovations belohnt.
Bester Ton geht an „Les Miserables“. Beim Tonschnitt gibt es ein Unentschieden – zwischen „Zero Dark Thirty“ und „Skyfall“.
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Dann das erste Highlight für mich: Gewinnt Anne Hathaway den Oscar? JAAAAAA, tut sie! Das freut mich. Ihre Leistung als beste Nebendarstellerin in Les Miserables hat einfach bis ins Mark getroffen. Ihr hatte ich es einfach so sehr gegönnt.
Um halb Fünf gewinnt „ARGO“ die Auszeichnung für den besten Schnitt und dann kann Adele endlich ihren Song „SKYFALL“ das erste mal Live performen. Und das macht sie richtig gut.
Der Oscar für das beste Szenenbild geht an „Lincoln“ und wird von einer, nun sagen wir mal „wuschigen“ Kristen Stewart überreicht. Naja, eigentlich sah sie aus wie ein frisch gef***tes Eichhörnchen. Was machen die eigentlich hinter der Bühne?
Um Fünf Uhr wird wie jedes Jahr in Memoriam der verstorbenen der Branche gedacht. Am Ende des Einspielers singt Barbra Streisand das erste Mal nach langer Zeit live und das allererste Mal bei den Oscars. Wunderschön. Eine klasse Idee die genau ins Herz trifft.
Beste Musik geht an „Life of Pi“, bester Filmsong ist „SKYFALL“ und wird von Adele unter Tränen entgegen genommen. Der Oscar für das beste adaptierte Drehbuch geht an „ARGO“, das beste Originaldrehbuch schrieb Quentin Tarantino mit „DJANGO“.
Oscar 2013 Jennifer Lawrence accepts the award for best actressGegen halb Sechs kommen die Königsklassen dran: Ang Lee gewinnt den Preis für den besten Regisseur für Life of Pi.
„Silver Linings Playbook“ bekommt bei 8 Nominierungen endlich auch mal was ab: Jennifer Lawrence gewinnt als bestes Hauptdarstellerin und beweist, das Winters Bone von 2010 nur der Anfang Ihrer Karriere war. Eine klasse junge Frau die noch einiges erreichen wird.
OscLawrenceDer Weg zur Bühne erweist sich aber schon schwierig, vor lauter Aufregung stolpert Sie und landet unsanft auf der Treppe.
Wenig überraschend die Herren der Schöpfung: Daniel Day-Lewis nimmt die Auszeichnung für seine Darstellung des Abraham Lincoln entgegen und widmet nach Liebesworten für seine Frau den Oscar seiner Mutter.
Fast Sechs Uhr morgends. Jack Nicholson betritt die Bühne und alle denken, er macht den Abend rund. Doch weit gefehlt – er leitet nur die Übergabe des Oscars für den besten Film 2012 ein – dann fährt die Leinwand runter und eine strahlende Michele Obama öffnet nach eingeübten Worten (aber trotzdem locker cool) im weißen Haus den Umschlag.
Ben Affleck with his Oscar for ArgoUnd jetzt ist Afflecks großer Moment. Nicht (!) für einen Regie-Oscar nominiert, gewinnt sein „ARGO“ die Trophäe. Sichtlich überrascht stammelt Ben Affleck genug Text für 10 Minuten Rede in einer Minute runter. Damit hat er selber wohl nicht gerechnet. Sehr sympathisch der Ben. Doch wenn ich mir die nominierten Filme, von denen ich die meisten auch gesehen habe (die Großen zumindest) – Argo war technisch und inhaltlich gesehen wirklich der Beste. Gut gemacht, Ben!
Am Schluss darf Seth MacFarlane dann noch mal Singen und Tanzen, begleitet von irgendwas Dürrem vom roten Teppich.
Mein Fazit: Jeder hat was abbekommen. Den großen einzelnen Gewinner gibt es nicht. Dabei frage ich mich: werden die Oscars eigentlich noch für die einzelnen Leistungen verliehen oder einfach lieber gerecht verteilt, damit jeder bedient wird?
Für mich war die ganze Verleihung mal wieder richtig gut. Viel Tanz und Gesang, gute Filme im Programm und symphatische Stars die sich selbst nicht so ernst nehmen. Und nicht zu vergessen: zwei gute Kumpel die das Event mit durchgehalten haben. Ein rundum gelungener Abend also ,-)
Unser Max war dann pünktlich zum Ende der Veranstaltung auch wach, konnte mit Papa frühstücken, wurde eingekleidet und mit Oma zum Kindergarten geschickt. Mir blieb zum krönenden Abschluss eines 26stündigen Marathons noch der Gassiweg mit unserem Hund über die schneebedeckten Felder. Als ich um halb 10 die Decke über den Kopf ziehe, hoffe ich einfach nur, das keiner anruft oder an der Tür klingelt. Dann schlummere ich ein und träume mich mit einer Dankesrede ans Pult auf der Academy-Award Bühne. Neben mir steht Anne Hathaway, die mir anerkennend zunickt…
Bis nächstes Jahr – ich freu mich drauf!

man liest sich!
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