Ich hab sie satt. So satt. Die schlechten Nachrichten jeden Tag. Hiobsbotschaften im Stundentakt. Egal ob Tagesthemen, ntv, private Sender sowieso, oder auch logo! von KIKA – egal wo man hängenbleibt – es geht um Krisen, Kriege, Katastrophen (zwischendurch auch schon mal eine neue Epidemie oder den Klimawandel)…
Was macht das aus uns Menschen? Versteht Ihr all das, was gerade um uns herum passiert? Pauschalisiert ihr die Dinge gerne mal? Auf welche Seite stellt Ihr Euch? Was für Seiten sind das eigentlich? Und warum zur Hölle MUSS ich denn überhaupt Stellung beziehen? Ein paar Ansichten meinerseits schreibe ich mir jetzt mal von der Seele. Auch wenn mich hiernach ein Shitstorm überfluten sollte. Sei es drum, los gehts…
Flüchtlingskrise – Überdruckventil & Medienattraktor
In unserem Land, Deutschland, dominiert seit Monaten nur noch ein Thema sämtliche Kanäle: Der böse Flüchtlingsstrom. Wer regelmäßig Nachrichten schaut, ist noch relativ sicher. Doch was ist, wenn man sich zusätzlich mit den anderen gefühlten 1000 Kanälen, Foren, Newtickern, Magazinen (vorrangig Online), Portalen und Wichtigtuern (mit Hang zum Wichtigtun) auseinandersetzt? Kann man sich seiner Gedanken und Meinung eigentlich noch sicher sein? Bin ich jetzt „Wutbürger“ oder „Gutmensch“? Akademiker mit Niveau oder Malocher mit Herz? Oder vielleicht schon Nazi? Wie schnell huscht jedem schon mal ein Kommentar über die Lippen, die einen im Auge des kritischen Betrachters bereits direkt neben Hitler auf´s Podium des Berliner Sportpalastes stellt!?
Selten habe ich erlebt, das um mich herum die Meinungen über ein Politikum – was die Flüchtlingsfrage ja mittlerweile ist – so weit auseinander gehen und zugegebenermaßen sehr einseitig sind. Woher kommt diese allgemeine Angst vor dem Fremden eigentlich? Diese Ablehnung? Und warum gibt es bis auf ein paar Ausnahmen kaum jemanden in meinem Bekanntenkreis, der vorbehaltlos alles für Gut befindet was gerade so passiert.
Es werden meist die selben Fragen gestellt und noch öfter die gleichen Antworten gebetsmühlenartig erwiedert. Und ja, ich gebe zu, einige der unangenehmeren Antworten kann ich einfach nicht ablehnen und wiederlegen. Mag es an Blindheit gegenüber dem (für mich noch nicht erkennbaren) Großen Ganzen liegen oder einfach fehlendes Bildungsniveau. Eines soll es jedenfalls nicht sein: Unehrlichkeit mir selber gegenüber oder einfache Blödheit.
Zurück zu den Medien und der schier einfach nicht mehr zu überblickenden Flut an Informationen. Vor ein paar Tagen habe ich mir darüber Gedanken gemacht, ob wir eigentlich ruhiger lebten, als es allabendlich nur eine Nachrichtensendung gab und wir täglich oder wöchentlich die Zeitung lasen. Keine Bilderflut bei ntv, kein Tagesschau24 und keine Onlinezeitungen beziehungsweise Magazine. Ist es eigentlich Fluch oder Segen, das wir so viel mitbekommen?
Jaja, einige von Euch werden jetzt aufschreien! „Hey! Sonst wüsste die Welt nichts über die Müllsammlerkinder in Ghana!“, die Krank von Schadstoffen werden, mit denen wir sie doch eigentlich erst zuschütten. Mit unserem Drang nach immer neuer, besserer Elektronik. Ja, das weiß ich, aber ich habe auch schon vor Jahren Magazine gelesen, die diese Themen aufgegriffen haben. Die Probleme gab es früher schon – der Mensch konnte aber entscheiden, ob er die Augen öffnet oder lieber wegsieht.
In meinen Augen das einzig Gute an der Infoflut:
Sie knallt jedem der sich bis jetzt erfolgreich abgewendet hat, das Elend dieser, unserer Welt auch von links, rechts und hinten in die ignorante Fratze. Egal ob dieser Jemand das will oder nicht.
Das schlechte an diesem Nachrichten-Tsunami:
Er schwemmt mehr Lügen, Mißtrauen, Neid, Habgier, Hass und Paranoia in die Köpfe derer, die nicht differenzieren können. Die nicht „Wissen“, sondern sich „Einreden lassen“. Die über einen Kamm scheren und nicht genau hinsehen. Ich kenne das ganz genau, denn auch ich gebe oft einen Dreck auf Differenzierung. Pauschalisiere und raste aus, weil ich Opfer, Täter, Schuldige, Unschuldige, ja, am liebsten die ganze Menschheit einfach mal am Ohr in eine Ecke zerren und Ihr den Frack mal so richtig versohlen möchte… Aaaarghhhh…
Manchmal reicht es ja, einen Schritt zurück zu treten um einen Blick auf Mehr zu bekommen. Doch wie soll man denn der Flut an Nachrichten und Prognosen aus dem Weg gehen? Wie kann man sich denn überhaupt noch eine eigene Meinung bilden? Schnell ist man auf die unpopuläre Schiene geschoben, wenn man anfängt, laut Kritik zu äußern, wo doch schon der einzig richtige Weg genannt wurde.
Ein paar Beispiele gefällig? Dann Bitte: Hier ein paar Fragen die ich mir selber stelle und deren (von mir ehrlich gegebene) Antworten wahrscheinlich sehr unpopulär und anstößig sind. Oder vielleicht auch nicht. Ich bin zu jedem Dialog bereit…
Stören mich persönlich die Flüchtlinge?
Nein, warum auch, ausser ein paar Einkäufern im nächsten NETTO sind mir hier in der Provinz noch nie welche über den Weg gelaufen. Das fällt andernorts einfach mehr ins Gewicht. In Ballungsgebieten vielleicht. Ob ich Clausnitz z.B. als Ballungsgebiet bezeichnen würde? Nein.
Muss ich Abends vor einem Bus demonstrieren und mich vor der ganzen Welt lächerlich machen?
Geh auf die Straße, wenn Dir etwas nicht passt. Das ist Dein Recht. Aber bitte erst, wenn sich die Befürchtungen bestätigen. Und nicht, weil „eh alle dagegen sind“. Wenn Menschen demonstrieren, weil ihre eigenen Kinder nicht mehr die Sporthalle benutzen können, weil es auch andere Möglichkeiten gibt, kann ich das verstehen – richtet sich der Protest doch wahrscheinlich eher gegen die, die solche Umstrukturierungen ohne Vorraussicht geplant haben.
Warum anderorts ein leerstehendes Hotel angezündet wird, anstatt dem Gebäude wieder Sinn zu geben, das verstehe ich wiederum nicht. Es hätte sicher keinen persönlich einen Nachteil gebracht.
Alles Lügenpresse or what?
Das Informationen und Pressemitteilungen MEILENWEIT auseinandergehen wenn es um „richtige“ Berichterstattung geht, das kann ich einfach nicht ausblenden. Und das Politik mit Presse und Presse von Politik gemacht wird, das bezweifle ich auch nicht.
Was war zum Beispiel mit dem Stinkefinger in dem Bus in Clausnitz? Also, ich mag den Mob vorm Bus nicht. Ich mag auch nicht, wie der überforderte Polizist das Kind aus dem Bus gezerrt hat. Aber ich mag auch nicht die Augen verschließen und die Bilder eines Flüchtlings ausblenden, der von Innen gegen die Scheibe einen Stinkefinger gemacht hat. Und ja, ich hab das gesehen. Und wenn nicht Böhmermann wieder ein Finger-Video getürkt hat… ist es doch echt gewesen oder?
Seien wir aber mal ehrlich. Würdet Ihr Euch, wenn ihr jung seid und in einem Bus da steht, nicht auch dazu hinreißen lassen, dem beknackten Mob draussen zu zeigen: „Hey, ich lass mir keine Angst machen?“ Schwupps ist das allgemeingültige und international angesehene Zeichen für „Fuck off“ ans Glas gepresst.
Und das Feuer wieder neu angeschürt…
Es gibt viele solcher Beispiele. Wenn Aggressivität mit noch mehr Sticheleien immer mehr geschürt wird und auch auf der Flüchtlingsseite gepöbelt wird – aber ich gebe einen Dreck auf das meiste davon, weil ich nicht behaupten kann, das mich so ein Verhalten verwundert. Es sind doch auch nur Menschen. Und viele sicher gebildeter als Ihr Urdeutsches Gegenüber.
Warum lassen sie ihre Familie im Krieg zurück?
Das ist die Frage der Fragen für mich. Der Heilige Gral des Unverständlichen.
Nun, es sind nicht nur Männer die zu uns kommen. Das weiß ich auch. Aber es sind überwiegend Männer. Sie sind die kräftigen Abgesandten Ihrer Familie. Sie können die Strapazen der Reise überleben. Müssen nicht befürchten ermordert und vergewaltigt zu werden.
Aber ist es schlimm, den folgenden Gedanken zu denken:
„Wie zur Hölle kann ich es als Sohn, Bruder, Vater oder Großvater übers Herz bringen, meine Familie im Stich zu lassen?“ Mord und Vergewaltigung quasi die Türe zu öffnen? Denn nichts anderes mache ich, wenn ich gehe und sie schutzlos alleine lasse. Ja, wenn Sie hier sind, können sie Ihre Familie vielleicht aus dieser Hölle nachholen. Aber wie lang dauert das? Selbst eine Reise für eine Woche könnte ich nicht übers Herz bringen.
Und das die Reise so lange dauert und es auch zusätzlich lange dauert, hier soweit zurecht zu kommen, das man Geld zum Nachholen hat – das muss doch ein großer Teil gewusst haben, der diesen Schritt gewagt hat. Die Aussage: „Wie es hier ist, konnte ja keiner wissen!“ steht für mich direkt gegen die Aussage „Es sind sehr viele hochgebildete Menschen die da kommen, die wissen wie man Telekommunikation nutzt und haben oft mindestens einen mittleren Abschluss“. Und das glaube ich sogar. Deswegen die Frage: Wie kann ich dann gehen?
Ich habe viele Artikel und Foren zu diesem Thema besucht. Und der Tenor war immer: Wie kannst Du sowas sagen?
Und meine Frage war: Was kann ich denn anderes denken? Wer gibt mir eine plausible Erklärung dazu?
Was soll ich denn noch glauben?
Ich lese von ertrunkenen Kindern, von halb erfrorenen Säuglingen. Das macht mich sehr traurig. Die Kinder sind die Leidtragenden dieser Tragödie. Sie werden von Ihren Eltern quer durch Europa geschleift. Und ich sehe den Hass, der schnell aufflammt, wenn von Religionen die Rede ist. Religion – das so ziemlich unsinnigste, was die Menschheit in Ihre Welt geschissen hat.
Reicht das Andersdenken über einen Gott bereits um durchzudrehen und seine Unterkunft zu verwüsten wie in Suhl geschehen? Um eine helfende Polizistin mit einer Eisenstange erschlagen zu wollen? Ist das normal? Ich frag nochmal: IST DAS NORMALES DENKEN??? Für mich nicht. Für einen streng gläubigen Menschen ist es eine Frage der Ehre. Und genau da liegt eines der größten Probleme – über den Schatten springen ist nicht jedermanns Sache. Und der Schatten der Religion ist einfach zu groß und zu dunkel.
Ich habe auch viel über Köln damals gelesen und gesehen. Und ja, ich habe mir meine Meinung gebildet. Und nein, ich werde hier nichts davon schreiben. Das ist wohl besser so.
Ich habe meine Meinung über Männer, die Frauen unterdrücken. Die sich selber über alles stellen. Die Ihr Geschlecht als das verfickt bessere Geschlecht sehen. Die Rechte mit Füssen treten und denen schon einer abgeht, wenn ein bisschen mehr Haut zu sehen ist. Die in sich selber so unsicher sind, das sie Ihr Machogehabe einfach ungezügelt auf die Menschheit loslassen müssen.
Und wieder muss ich meine Aussage aufweichen: Ich habe dazu auch über das Problem der Sexualisierung gelesen. Über die Flut an Eindrücken, die auf jemanden einprasselt, der nicht mit 14 schon auf Youporn zuhause ist. Ich habe gelesen, das Männer aus dem Islam oft erst spät in Berührung kommen mit dem anderen Geschlecht. Und und und… Aber ich habe auch nicht überlesen, das es immer noch Zwangsehen gibt, mit Minderjährigen. Das junge Frauen entführt und gefangen gehalten werden, bis sie sich Ihrem Schicksal ergeben (dort) und das kleine Mädchen in Schwimmbädern sexuell mißbraucht werden (hier). Und das diese Meinung und die Ideologie die dahinter steckt, Frauen als Menschen zweiter Klasse anzusehen, weitergegeben wird. Schon im Kindergarten. Das Familien nicht zu Ihren Töchtern stehen, sondern die Ehre verletzt sehen und zum wiederherstellen dieser Ehre lieber Ihr Kind verstoßen oder sogar töten. Soll ich das respektieren oder annehmen? Ich denke das sollte niemand auf diesem Planeten. Warum soll ich jemanden respektieren der es nicht schafft seine eigene Familie zu lieben?
Was ist mit diesen ganzen Dingen? Bin ich wirklich schon Nazi, wenn ich mich traue, das alles kritisch zu betrachten?
Der Krieg in Syrien dauert nun schon 5 Jahre an. Wusstet Ihr, das er von Kindern begonnen wurde? Naja, nicht ganz, aber fast. Kinder haben Kritik geübt an den Machthabern. Haben auf Wände geschrieben, was sie denken. Dafür wurden sie ihren Familien entrissen. In Kellern gefoltert und getötet.
Als Eltern kamen und Ihre Kinder wieder haben wollten, wurden Sie vertrösted: Sie sollten neue machen. Wie schwer ist es für mich nachzuvollziehen, was für eine Wut diese Eltern gespürt haben müssen… Sie sind aufgestanden, haben protestiert und am Ende entstand dieser Bürgerkrieg der heute noch andauert und die Welt verändern wird.
Also mich macht das alles mürbe und krank. Ich weiß was ich für mich denke. Ich habe meine Ansichten und ich habe auch ein großes Herz für die, die diese Krise (oder besser Tragödie) wirklich trifft: die Kinder und Frauen. Und ich habe Angst vor Religionen die keinen Spielraum kennen. Die keinen Humor verstehen… ach eigentlich mag ich Religionen im Allgemeinen nicht. Was wäre die Welt schön, wenn es keine Religionen gäbe. Dann würden wir halt an etwas anderes glauben. Dann würden wir aneinander festhalten und nicht an einem Gott oder Propheten… Und jaja, kommt mir jetzt nicht mit dem Christentum und so. Ihr wisst, die Christen haben mehr Dreck am Stecken als die meisten anderen. Rock n Roll würde gerade noch als Religion durchgehen.
Ach, vielleicht ist es besser ich aboniere erstmal alle Onlinegeschichten ab und schalte nur noch einmal kurz Abends ein, wenn Nachrichten kommen. Ignoriere Talkshows, Parteigebrüll, Rechts, Links, Oben und Unten… und verkriech mich unter die warme, kuschelige Decke der Unwissenheit und Ignoranz. Immerhin scheint Ignoranz ja ganz gut zu funktionieren…
NACHTRAG:
„Mindestens 70 Tote bei Taliban-Anschlag in Pakistan“ – Diese Schlagzeile war über Ostern in allen Kanälen zu finden. Hauptsächlich Kinder und Frauen wurden feige ermordet. Über 350 Menschen verletzt… Was soll ich beim Lesen solcher Artikel denken? Was fühlen? Wer sind diese kranken Individuen, die das tun? Was denken die, die eine Bombe neben einem Karussell abstellen, was sie damit bezwecken oder erreichen? Wenn es eine höhere Macht gibt, was denkt die über solche feigen Kindermörder?
Und erwartet die Menschheit wirklich von mir, diesem Irrsinn NICHT den allgemein religiösen Wahnstempel aufzudrücken? Mich wundert es nicht, das so viele Menschen Angst haben, das genau das auch bei uns Alltag wird. Das sie deshalb dem Fremden und Neuen keine Chance geben wollen. Dieser Wahnsinn kriecht langsam aber sicher in unsere wohl gehütete Realität. Siehe London.