Die Natur sagt: „STOP!“

Schon im Dezember 2019 breitete sich, von der Provinz Wuhan in China ausgehend, ein Virus global aus. Pünktlich zum Jahreswechsel wurde dann auch die WHO über ihn in Kenntnis gesetzt. Zu spät, wie sich am 11. Januar 2020 herausstellte. Das war der Tag, als in China offiziell das erste Todesopfer zu beklagen war. Der Beginn der Ausbreitung einer beispiellosen Seuche im 20. und 21. Jahrhundert.

7. Januar 2020

Hallo, ich bins, der Coronavirus!

Am 7. Januar wurde das Virus offiziell der Menschheit vorgestellt. Am 11. stirbt in China der erste Mensch daran, am 13. wird der erste Krankheitsfall in Thailand bekannt. Nur 10 Tage später meldete Frankreich die ersten Infizierten, weitere 3 Tage später auch Deutschland. Corona ist in Europa angekommen.

Am 30. Januar, nur einen Monat nach der Erstinformation an die WHO, kann diese feststellen, das das nun eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ ist. Räder kommen ins Rollen, Staatsangehörige werden aus China zurückgeholt, eingeflogen, in Quarantäne gesteckt. Die ersten Grenzen geschlossen, Flugreisende aus China nicht mehr ins Land gelassen. Bis Mitte Februar sind nun schon über 1000 Menschen an der neuen Viruskrankheit gestorben. Zeit dem Kind einen Namen zu geben: Covid-19 – Virus Sars-CoV-2.

Während wir Europäer noch geschockt nach China schauen, eskaliert die Lage im Norden Italiens zusehends. Ortschaften, ja ganze Landstriche werden abgeriegelt. Zum ersten Mal kommt uns, dem meistens hilfsbereiten und rational denkenden deutschen Volk, eine Katastrophe nahe genug um Angst auszulösen. Als gegen Ende Februar immer mehr Fälle in den einzelnen Bundesländern bekannt und Familien unter Quarantäne gestellt werden, kippt die Stimmung schon: „Was ist das? Was passiert da?“ fragt man. Panik kriecht langsam aber stetig den Rücken hoch.

Das ganze hat das Potenzial, eine PANDEMIE zu werden!

Als die Weltgesundheitsorganisation den bis dahin unterschätzten Grippevirus in den Adelsstand erhebt und die Krankheit „Feind der Menschheit“ nennt, geht den ersten Publikationen der Arsch auf Grundeis. Während in Italien die ersten Kindergärten, Schulen und Universitäten geschlossen werden, stimmen sich die eh schon sehr besorgten Bürger auf den Weltuntergang ein und fangen an, zuerst Desinfektionsmittel, später Klopapier und Nudeln zu hamstern. Zum Valentinstag 2020 kaufen die Menschen wahrscheinlich mehr Suppen als Blumen. Ende Februar hat sich die Krankheit bereits in Afrika, Russland und sicher auch den USA vorgestellt. Russland macht dicht, für Afrika sieht der Westen mit Sorge eine Katastrophe kommen aber in Amerika wird die ernsthafte Bedrohung noch runtergespielt und als Hartnäckiger Schnupfen abgetan. Trump at its best wird man sagen.

Den ersten europäischen Todesfall gibt es Mitte Februar in Frankreich, wenige Tage später in Italien. Um die schnelle Ausbreitung zu stoppen, macht Italien den Norden vollends dicht. Bis Ende Februar wird es in Deutschland 70 Infizierte Menschen geben… Bis genau dahin halten die meisten das Wort Pandemie noch für ein Wort, das eine sich ausbreitende Krankheit irgendwo anders beschreibt. Nur nicht bei uns. Sie sollen sich in wenigen Wochen eines besseren belehrt fühlen.

Damn European Plague!

Es ist der 1. März als in Amerika der erste von tausenden noch kommenden Toten zu beklagen ist. Auch wenn Donald Trump die Seuche als chinesischen Virus bezeichnet und die Europäer selbst für DIE versagende Eindämmungsgrenze hält, im Laufe des Monats wird auch er eingestehen müssen, die Lage katastrophal unterschätzt zu haben. Nur fünf Tage später sind es allein in Deutschland 500 Infizierte. Am 9. März bricht die Börse ein und die ersten Großveranstaltungen werden abgesagt.

Als am 13. März die Schulschließungen beginnen, glauben die Menschen noch an den einen festen Termin „an dem das ganze geschafft ist und die Normalität wieder Einzug hält“. Warum sollten wir auch etwas anderes erwarten? Geschäfte hatten noch geöffnet, Friseure frisierten, Verkäufer verkauften und in Restaurants konnte man noch essen gehen.

Für Schmunzler sorgt zwischendurch kurz Mr. Trump, dessen Bemühungen darin bestehen, mögliche Impfstoffe oder Ergebnisse direkt nach Good Old America zu holen und dort auch exklusiv zu nutzen. Doch die Wissenschaft lässt sich in diesem Fall nicht kaufen und strebt eine globale Lösung an.

Weniger lustig als Trumps Eskapaden sehen die Deutschen dann schon die Geschäftsschließungen und lauschen am 18. März der Kanzlerin, die eine gute aber in meinen Augen auch sehr verkrampfte und um Korrektheit bemühte Rede an die Nation hält. Sie weißt noch einmal auf den Ernst der Lage hin. Wie ernst der ist, zeigen noch in der gleichen Woche die leeren Supermarktregale. Die Kunden werden nun vermehrt angehalten, nur noch in üblichen Verbrauchsmengen einzukaufen, damit für alle etwas da ist. Der Mensch als egoistisches Arschloch zeigt sich wieder von seiner besten Seite.

In den Nachrichten gibt es nur noch ein Thema: Der VIRUS, der die Welt in Schach hält. 60 Kilometer Stau an der polnischen Grenze, Trump aktiviert ein Gesetz zur Kriegswirtschaft und immer mehr Bundesländer schränken die Bewegungsfreiheit der Bürger ein. Restaurants und Bars müssen schließen, je nach Bundesland ist es nur noch 3, 4 oder 5 Menschen gestattet, sich zusammen in der Öffentlichkeit aufzuhalten. Mit Argusaugen verfolgt die Regierung, wie die Menschen auf die Beschränkungen reagieren und wie diese eingehalten werden.

Es ist erstaunlich, welche unglaublichen Summen an finanziellen Mitteln in kurzer Zeit zur Verfügung stehen. Wie schnell Gesetzentwürfe, Beschlüsse und Entscheidungen umgesetzt werden. Manch einer wundert sich, warum das zuvor nie geklappt hat. Warum nicht mehr Geld locker gemacht werden kann, wenn an anderer Stelle Not herrscht oder schnelle Hilfe angebracht wäre. Dann fehlt es an wenigen Millionen, während jetzt hundert Milliarden auf den Weg gebracht werden.

An den Hamsterkäufen ist auch die Mentalität der Menschen zu erkennen. Während Deutsche eher Mehl, Nudeln oder Klopapier leerkaufen, deckt sich der Durchschnittsami mit Waffen und Munition ein. Man unkt, in Frankreich sind es Rotwein, Baguette und Kondome. Doch auch wenn es immer mehr heißt: „Bleibt zu Hause!“ – die Deutschen halten trotz Einbußen und Verboten diese Maßnahmen für gerechtfertigt.

Um die Ausbreitungskurve niedrig zu halten und wichtige Krankenhausplätze offen zu halten, werden immer mehr Kontaktverbote verhängt, Parks und öffentliche Plätze geschlossen. Bitte, bitte, Stay at Home heißt die Devise dieser Tage. Reisewarnungen sollen ernstgenommen werden, große Sportereignisse wie die Olympischen Sommerspiele entgültig verschoben. Die Wirtschaft bricht bis Ende März zusehends zusammen. Noch vor Aprilbeginn melden fast eine halbe Millionen Unternehmen Kurzarbeit an. Trump weißt General Motors an, ab jetzt nur noch Beatmungsgeräte zu produzieren. Doch mal eine Gute Entscheidung von dem Mann.

In Italien steigt die Zahl der CORONA-Toten auf über 10.000, in Amerika die Infektionen auf 125.000. Jedes Land auf der Welt hat bereits mit dem Virus zu kämpfen und ein Ende der Not ist noch nicht in Sicht. In Flüchtlingslagern werden extreme Situationen befürchtet. Spanien, Italien und nun auch die Türkei sind zu Krisenherden geworden. Österreich erlässt noch lange vor Deutschland die Maskenpflicht. Noch schmunzelt der Deutsche – doch immer mehr Menschen sieht man in öffentlichen Räumen oder in Einkaufsländen einen Mundschutz tragen. Die Unsicherheit ist immer noch ein wirksames Mittel, Angst zu schüren und zu pflegen.

Maskenschutz und Sonnenschein

Trotz traumhaftem Wetter halten sich die meisten an die auferlegten Regeln. Doch was ist eigentlich mit den Menschen, die trotz „Wir bleiben zu Hause“ und „Homeschooling“ arbeiten müssen? Und an dieser Stelle möchte ich nicht nur die Pfleger(innen) und Ärzte/Ärztinnen, Verkäufer(innen) und Einzelhandelssklaven hervorheben. Nein auch den Otto-Normal-Arbeiter, den Handwerker, die ganzen Selbstständigen, die trotz Corona schuften gehen. Die trotzdem jeden Morgen ins Auto steigen und ihrer Arbeit nachgehen. Homeoffice ist ja eine schöne Sache, wenn man es ausüben kann und darf, doch nicht jeder Arbeitgeber sieht hinter dem Notebook und der Tasse Kaffee am heimischen Arbeitsersatzplatz auch den Nachwuchs, der gezwungenermaßen auch Zuhause ist. Nicht jeder sieht, das es unmöglich ist, Kinder und Homework unter eine Haube zu bringen. Und die, die es bemerken, entscheiden sich gegen Homeoffice. Das heißt dann, Urlaub nehmen, Stunden nehmen. Minuskonten aufbauen. Sich abhängig vom Arbeitgeber machen.

Versteht mich an dieser Stelle nicht falsch. Ich habe das Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der erstens weiß, das @Home nichts bringt – aber zweitens die Kulanz und Güte besitzt, eine Lösung zu suchen und anzubieten. Ohne dem Mitarbeiter das restliche Jahr zur Hölle zu machen. Aber das nur nebenher. Bei mir ist dahin gehend alles save.

Wo stehen wir also jetzt, Mitte April 2020?

Fußball fällt (meinetwegen) bis auf weiteres aus. Konzerte werden, genau wie Fernsehsendungen ohne Publikum veranstaltet und gesendet. Womit soll man auch sonst das Programm füllen. Bis jetzt ist jedenfalls kein Ende der Einschränkungen in Sicht. Im Gegenteil, die Maskenpflicht wird sich ausweiten. Hört meine Worte. Es wird nicht lang dauern, dann machen vielleicht die ersten Läden wieder auf – aber nur mit Maske werdet ihr diese betreten dürfen.

Ob das gut ist, wird sich zeigen. Den zu Hause gebliebenen steht nur weiterhin eine harte Probe der Nerven bevor. Das geht jetzt schon in vielen Fällen nicht gut und endet in häuslicher Gewalt. Uns betrifft das nur zum Teil, wir haben Land. Wir können in den Garten gehen und frische Luft einatmen. Spielen ohne Spielplatz und im Sommer auch ins kühle Nass springen, ohne ein Freibad aufzusuchen. Doch was machen die, denen das nicht vergönnt ist? Weiter in den eigenen vier Wänden auf Erlösung warten? Wahrscheinlich wird das so werden. Und die absehbaren Lockerungen werden, nachdem die Kurve wieder ansteigt und die Zahl der Toten wieder steigt, sicher wieder gestrichen.

Ich hoffe ich muss nicht nochmal so eine Litanei an Chronik schreiben. Ich wünsch Euch, das ihr gesund bleibt. Ich wünsche meiner und Eurer Familie, das wir das durchstehen. Das Menschen auf Abstand beieinander bleiben. Das die Natur genau so weiter geschont wird, wie sie es im Moment wird. Denn wenn es einen Gewinner in all dem Chaos gibt, dann ist das unsere Erde. Dann ist das die Natur, die wir Menschen wahrscheinlich nun lang genug mit Füßen getreten hat. Die nun sagt: „Lass mal gut sein! Bis hierher und nicht weiter…“

Wenn der Mensch doch nur so schlau wäre, aus dieser Zeit zu lernen. Das wäre schön.

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