Es kam wie es kommen musste. Freitag Nachmittag die Teile bestellt… Samstag Vorwürfe, Sonntag Vorfreude… Montag Bestätigungsmail, Dienstag nichts, Mittwoch nichts. Mittwoch am späten Nachmittag hab ich dann doch mal angerufen, ob ich am Wochenende mit einer Lieferung rechnen kann…
Ach… naja, 11 (!) Minuten in der Warteschleife bei 14 cent/min aus dem deutschen Festnetz ;P und dann endlich eine Mitarbeiterin, die mich in den Vertrieb weiterleitet und dann ein netter Mensch, der mir sagt: Es liegt am Windows, das haben wir erst heute bekommen! (merken) Ihre Teile werden aber morgen versandt und kommen Freitag bei Ihnen an. Soweit so gut.
Donnerstag nichts – Nachmittags Mail an Service… Keine Antwort.
Freitag morgen, 11:30 Uhr: Wir können wegen hoher Auftragslage nicht liefern. Die Lieferung wird Montag oder Dienstag an Sie versandt, wir bitten dies zu entschuldigen (oder so ähnlich)… Supergau. Armageddon. Massensuizid. Weltwirtschaftskrise. Klopapier alle. – Nichts davon ist so schlimm, wie meine Vorfreude, die plötzlich im Keim erstickt wird.
Freitag, 12:30 Uhr: Handy-Anruf Alternate: „Gibt es die Möglichkeit zum Expressversand?“ „Nein, da kommt es auch nicht vor Mittwoch zu Ihnen.“
Freitag, 12:45 Uhr: Handy-Anruf Alternate: „Kann ich die Teile persönlich bei Ihnen abholen?“ „Ja. Das kann ich umbuchen. Soll ich das tun?“… „Ja.“
Freitag, 13:00 Uhr: Feierabend machen, Auto, Tankstelle, Kippen, Wasser, Apfel, Frühstück. Gaspedal auf Andruck, Richtungseingabe Navigation: Linden, Gießen, Alternate Computerversand GmbH.


Freitag, 14:12 Uhr: Ich fahre seit 30 Minuten mit im Durchschnitt 140 km pro Stunde und habe neben mir auf der A5 durchgehend Stau. Entscheidung: Rückwärts geht es unmöglich über diese Autobahn.
Freitag, 14:48 Uhr: Ich stehe, 160 Fahrkilometer hinter mir, am Abholtresen von Alternate und starre dem Mitarbeiter hinter der Theke Löcher in den Bauch. Ich muss furchtbar aussehen, gehetzt, übermüdet, zappellig. Ihm geht es nicht besser: Er wollte grad Pause machen oder so, bedient mich aber sehr nett und mit Fachwissen. Das Windows 7 ist noch gar nicht eingetroffen, offeriert er mir und ich muss an den Mitarbeiter denken, der mir am Mittwoch eigentlich sagte, das Windows wäre da… Ich storniere es, dafür braucht er nur einen Anruf – immerhin habe ich es gestern Abend noch in einen Amazon-Einkaufswagen gelegt und es sollte heute eintreffen. Ein paar Fragen, einer Kreditkartenprüfung und dem zusätzlichen Kauf eines CardReaders später, stehe ich auf dem Kundenparkplatz mit einem Karton voller Hardware. Es ist jetzt 15:09 Uhr.



Im Auto sitzend, stelle ich im Handumdrehen im Handy das Navi auf Moorgrund und nehme Autobahnen und Staus raus. Wie ich wenig später merken werde, hätte ich doch erstmal gucken sollen, wo mich das Navi langlootst. Eine 3 stündige Kreuzfahrt durch alle nie gesehenen Dörfer Hessens ist die Folge dieser Fehlentscheidung.
 
Freitag, so gegen 17.00 Uhr: Irgendwann um diese Zeit müsste ein Paket mit Windows 7 64 bit zuhause im Postkasten landen… Tut es auch – auf Amazon war wie immer Verlass.
Freitag, 18:13 Uhr: Ich fahre meinen Audi nach gut 170 km Power-Dorfing und Hinterwald-Seeing wieder in unsere Einfahrt. Glücklich aber maßlos im Arsch, schleppe ich meinen Karton stolz wie Bolle in den Keller. Nun ist es erst mal an der Zeit, meinem Kind und meiner Frau Hallo zu sagen.
Freitag, 20:30 Uhr: Kind ist im Bett. Christina und Ich sitzen im Keller zwischen Kartons und Rechnerbauteilen. Keiner fühlt sich wohl. Ein Familienabend wäre angebracht. Das gemütliche Beisammensein ist aber heute mit der architektonischen Errichtung eines Computersystems verknüpft. Etwas Bedrückung macht sich breit. Christina sitzt unbequem vor Ihrem Laptop. Ich kann nicht rauchen.
Freitag, 20:50 Uhr: Marcel kommt vorbei. Ich habe zwischenzeitlich festgestellt, das einige Bauteile des alten Towers noch dreckig sind und putze wie wild los. Jetzt wird es erstmal Zeit für das erste Bier des Abends. Nebenbei läuft SPEED mit der noch jungen Sandra Bullock im knappen Rock. Keanu Reeves wußte damals schon was Overacting heißt. Dennis Hopper ist cool.


Die Kartons zu den Komponenten. Irgendwie sah es für den Haufen Kohle ganz schön mickrig aus…

Freitag, 21:30 Uhr: Der Tower ist sauber. Nun kann es endlich losgehen. Nach dem Einbau der beiden „Hecklüfter“ und des „Oberdeck-Lüfters“ 😉 stelle ich verdutzt fest, das von den 9 benötigten Abstandshalter-Schrauben nur noch 6 im Tower stecken. Bestürzt fällt mir ein, das ich die anderen ja mit dem „alten“ Board in den alten Tower gebastelt habe. Siehe Rechnertuning Teil 1. Die Stimmung sinkt wie mein Blutdruck auf den Nullpunkt.
Freitag, 21:45 Uhr: Da wir keine Ersatzschrauben finden, fragt Marcel, ob ich noch einen alten Tower hätte. Und wirklich! Auf dem Boden. Also zu zweit hoch auf den Dachboden und siehe da, hinter dem anderen Müll: Ein alter Tower. Diesen runter geschleppt und geöffnet. Noch ältere Teile hab ich wahrscheinlich nicht daheim, Karten raus, Kabel ab… Board ab… keine Schrauben sondern Clips, die das Board auf Abstand halten.
Freitag, 22:25 Uhr: Meine Kippe schmeckt nicht, das Bier ist alle und ich habe im innern beschlossen, den „alten-neuen“ Tower zu zerlegen, um an die fehlenden Abstandsschrauben zu kommen. Da fällt mir ein klitzekleiner Pappkarton ein, in dem gaaaanz viele verschiedene Schrauben waren. Zwei Schubfächer später habe ich den Karton in der Hand und finde darin eine Sack voll Abstandshalter und Schrauben und und und.
Freitag, 22:50 Uhr: Die nächste Kippe schmeckt schon besser und ich beginne mit Board, Prozessor und Prozessorlüfter die Arbeit.
Freitag, 22:58 Uhr: Der Lüfter hält nicht auf dem Board und flutscht beim kleinsten anheben wieder vom Prozessor. Frust macht sich breit.

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Die nächsten eineinhalb Stunden werden Platten, Kabel und Ram-Bausteine montiert.

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Samstag, 0:40 Uhr: Der Vergleich alte und neue Grafikkarte ist per se schon ein Witz in sich. Die neue Karte wirkt fasst wie ein Backstein. 3 Lüfter auf der Platine, Riesen Heatpipes und ein schickes Gehäuse. Was will man mehr. Zur Freude des Fachmanns belegt die Karte ganze 3 Steckplätze und braucht einen 6er und einen 8er PCI-E Stromanschluss… Panzer vs. Trabant könnte man sagen.

Samstag, 2:00 Uhr: Marcel geht nach Hause, Christina ins Bett. Ich bin mit Bauen soweit durch und habe vor lauter Euphorie vergessen, weitere Fotos zu machen. Shit. Ich sage, ich stelle den Rechner nur noch auf den Schreibtisch und komme gleich nach.
Samstag, 2:10 Uhr: Ich habe Netzkabel, Monitorkabel, Tastatur und Maus angeschlossen und drücke den POWER-Knopf. Zum leisen Surren der Lüfter. Dem Quasi „ersten Atemzug“ des Neugeborenen kann ich eine Freudenträne verdrücken und nippe genüsslich am, zur Feier des Tages, neu geöffneten Jäger-M. Der Rechner fährt bis zur ersten Fehlermeldung – Kein Bootsystem – hoch.

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Samstag, 2:40 Uhr: Nach einrichten des Raid-Controllers installiert sich Windows nach mehreren Anläufen von selber. Vor lauter Müdigkeit habe ich die ganze Zeit versucht, von der Update-CD zu installieren. Während die Installationsdateien kopieren… schlafe ich ein.

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Samstag, 3:10 Uhr: Windows läuft. Ich checke den Ramspeicher – 16 Gig, fein. Jetzt noch die Board-CD rein und danach das W-Lan einrichten um die Treiber für die Grafikkarte aktuellst runter zu laden. Ich esse währenddessen unentwegt Merci-Riegel.
Samstag, 3:47 Uhr: Ich bestaune die Grafische Oberfläche in richtiger Auflösung und klicke auf Herunterfahren.
Samstag, 4:03 Uhr: Ich liege im Bett und hoffe das der Kleine nicht so schnell wach wird.

 

Es ist hell und es wird Zeit aufzuräumen!

Am nächsten Tag stelle ich fest, das ich tausend kleine Schrauben, Bleche, Kabel etc. auf dem Tisch verteilt habe. Und obwohl ich es kaum erwarten kann, mein „Kind“ mit Software schlauer zu machen, räume ich erst einmal auf.

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Das letzte Bild ist der Karton mit „Neuware“ :-D…
… und was soll ich sagen… der Rechner läuft auch nach 10 Jahren (Update 2021) noch wie am Schnürchen… Jetzt zwar bei Christina unterm Schreibtisch – aber er läuft.

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